Katze

Südthüringer Zeitung vom 15. Juni 2009

Gute Freunde muss man (be)suchen

Akkordeonorchester aus dem hessischen Roßdorf zu Gast im thüringischen Roßdorf

Roßdorf - Aus der Nähe von Darmstadt kommen die Gäste, die seit einigen Tagen in Roßdorf in der Vorderrhön weilen. Ihr Heimatort heißt ebenfalls Roßdorf und liegt bei Darmstadt in Hessen und die Namensgleichheit beider Kommunen war nach der Wende Ausgangspunkt für eine inzwischen langlebige und äußerst lebendige Partnerschaft.

Die etwa 12 000 Einwohner zählende hessische Stadt und das zirka 700 Einwohner zählende Thüringer Dorf führen seit Jahren ein Miteinander auf Augenhöhe. Denn Kernstück der Partnerschaft sind die Vereine, deren Mitglieder sich seit Jahren gegenseitig regelmäßig besuchen. Sowohl die Sportler als auch die Chöre oder Feuerwehren beider Kommunen kennen sich inzwischen bestens.

"Es sind schon zahlreiche Freundschaften entstanden, die richtig gepflegt werden", schilderte Bürgermeister Helmut Wichler. Am vergangenen Donnerstag konnte er nun erneut eine Abordnung aus dem befreundeten Roßdorf begrüßen. Dieses Mal ist das Akkordeon-Orchester 1938 mit etwa 40 Teilnehmern im thüringischen Roßdorf zu Gast. Vereinsvorsitzender Christoph Sprössler, Ehemann von SPD-Bürgermeisterin Christel Sprössler, ist von der herzlichen Aufnahme begeistert.

Damit ihre Gäste den Ort und seine Umgebung gleich richtig kennenlernen, war gleich am ersten Tag eine Wanderung geplant. Auf Schusters Rappen ging es von Dermbach nach Roßdorf.

Ziel war dort der Roßhof wo Mitglieder des gleichnamigen Vereins die Wanderschar bereits zum Abendessen erwarteten. Nach der etwa zehn Kilometer langen Tour tat eine Stärkung allen Roßdorfern sichtlich gut.

Roßhof

"Es ist natürlich eine herrliche Landschaft", schwärmte Christoph Sprössler sogleich über die Wanderung durch die Vorderrhön. Der Odenwald in der Nähe des hessischen Roßdorfs sei zwar ähnlich, aber längst nicht so weitläufig und auch mit anderem Bewuchs. Über die Heimat wurde am Donnerstagabend auf dem Roßhof noch viel gesprochen, aber auch über das Leben in den beiden Orten und über Gott und die Welt sowieso.

Irgendwann führte der Weg zurück ins Quartier, in das Hotel an der Bernshäuser Kutte. In Roßdorf selbst ist eine solche Reisegesellschaft schwierig unterzubringen, da eine Übernachtungsstätte für diese Teilnehmerzahl fehlt.

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Wartburg und der Besichtigung von Eisenach. Und am Samstag konnten die Gäste aus Roßdorf den Pleß erkunden, natürlich den Pleßturm besteigen und die Aussicht auf den Thüringer Wald und in die Rhön genießen. Am Nachmittag stand schließlich eine Probe für den Auftritt des Akkordeon-Orchesters am Samstagabend in der Roßdorfer Trinitatis-Kirche an.

Insgesamt verfügt der etwa 100 Mitglieder zählende Verein über vier Orchester, berichtete Christoph Sprössler. "Das klingt ganz toll", weiß Helmut Wichler. Als Gast im hessischen Roßdorf hat er das außergewöhnliche Orchester schon gehört.

Erst kürzlich weilte er bei der Partnergemeinde zum "Grenzgang". Dabei wird in Roßdorf bei Darmstadt traditionell ein Abschnitt der Gemarkungsgrenze abgelaufen, Projekte werden vorgestellt und Vorhaben benannt.

So sehen die Roßdorfer Stadträte und Gäste wie sich die Kommune entwickelt. Die Partnergemeinde profitiert derzeit von dem ungebrochenen Wirtschaftswachstum des Rhein-Main-Gebietes.

Erst vor Kurzem wurde ein neues Wohngebiet mit fast 100 Bauplätzen erschlossen. Auch aus solchem Blickwinkel ist es interessant zu sehen, wie sich Kommunen anderenorts entwickeln, meinte Helmut Wichler.

Das schöne an der Partnerschaft zwischen den beiden Roßdorfs sei ganz einfach jener Umstand, so Christoph Sprössler, dass "der Austausch auch auf der unteren Ebene und durch die Menschen selbst erfolgt".

Solch ein Miteinander lasse sich nicht verordnen, sondern das müsse allein von den Menschen getragen werden. Weil das zwischen Roßdorf und Roßdorf genau so ist, deshalb ist die Partnerschaft auch 20 Jahre nach dem Mauerfall noch ganz lebendig.

eh
Südthüringer Zeitung, 2009-06-15